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ARCHIV

FÜR

NATURGESCHICHTE.

IN VERBINDUNG MIT MEHREREN GELEHRTEN UERAUSGEGEBEN

von

Dr. AR. FR. AUG. WIEGMANN,

AUSSERORD. PROFESSOR AN DER FRIEDRICH WILHELMS -UNIVERSITÄT

ZU BERLIN.

ERS TER JAHRGANG. Erster Band.

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BERLIN, 1835.

IN DER NICOLAIU’SCHEN BUCHHANDLUNG,

ANY: ANSHUADE WAR w.

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Inhalt des ersten Bandes.

Inhalt des ersten Heftes.

S Bericht über die Fortschritte der Zoologie im Jahre 1834 (Zoo- phyten)), vom Herausgeben „mn ut ne ih RENT, 1

. Helminthologische Beiträge von Dr. €. T. v. Siebold (Tab. I.) 45

Eschscholtz, Anchinia Savigniana (Tab. II. Fig. 2 u.3.) 85 Poeppig, Psittacus cyanolyseos ...».- vr ennnen 87

. Ueber Lutra maculicollis, aus dem Kafferlande, vom Geh, Me-

dieinalrath und Professor Dr. Lichtenstein (Tab. II. Fig.1.) 89

6. Beschreibung der vom Herrn A. v. Humboldt nach Europa gebrachten und dem Nationalmuseum zu Paris geschenkten Ame- rikanerschädel, von J. F. Meckel ..:... v2 22202202. 93

7. Blume, Einige Bemerkungen über den Culilawan-Baum des VE SEN seo ERS BD Oo PER 116

8. Sickler, Thierfährten im bunten Sandsteine .. 222.22... 127

BeNleyen, Eisbare\ Tange, na uni ene relenasena ana 131

Inhalt des zweiten Heftes.

1. Jahresbericht über die Resultate der Arbeiten im Felde der physiologischen Botanik von dem Jahre 1834, vom Prof. Dr. BIBIEyen a 0 ER 133

2. Ueber den Cucurrito Chile's (Psammoryetes noctivagus Poepp.), vom Prof. Dr. E. Pöppig - ... .2....:.. 252

3. Neue Südamerikanische Käfergattungen, aus der Familie der Blätterhörner, beschrieben von Dr. Erichson (Tab. III.) . . 256

4. Ueber das Thier der Solenomya mediterranea, von Dr. U g R GK 1 DAR 17a BD 271

5. Ucber Veretillum pusillum n. sp., von Demselben (Tab. IV. B.16—10.), „50.0, BAER Yale; BHENE: 277

6. Rüppel’s neue WVirbelthiere Ab yaruIEuaN ne. 2». aleiene lei 281

7. Sowerby, Cumingia, neue Bivalven-Gatung . 2.2.2...» 283

8.

Broderip, Neue Conchylien. Gen, Triton. ... ..... 239

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7

Inhalt des dritten Heftes.

Litteratur der systematischen Botanik von 1834... ...... 293

. Bericht über die Fortschritte der Zoologie im Jahre 1834, vom

Herausgeber (Fortsetzung: Mollusken, Entozoen, Würmer, Cru- staceen und Arachniden) ...... 2 301 Ueber die Anatomie von Clavagella, von Richard Owen . 362

. Bemerkungen über die Geschlechtstheile der Schnecken, von Ru-

dolphVVlagner 0... tn Wale Weaee EERREREEe 368 Einige Bemerkungen über den Bau der zusammengesetzten Au- gen der Insecten, von Rudolph Wagner (Tab. V. Fig. 3-5.) 372 Einige Bemerkungen über die Gattung Arctiscon und den Ma- crobiotus Hufelandii als Art derselben, von Chr, L. Nitzsch 374

. Bestimmung dreier neuen Gattungen und Auseinandersetzung eini-

10.

ger verwandten Arten von Madagascar, aus den Familien: Ci- eindeletae und Carabici, von Dr. Fr. Klug (Taf. VI)... 381 Ueber die stengelartige Bildung bei dem Fucus pyriferus L.,

vonrd.,Meyen (Tab. VW.) -uaje 2.000 .15Laleus le orange nahe 389 Ueber die Kultur des Safrans v2 2222er essen e nen 392 Nachträge und Berichtigungen zum ersten Bande, vom Heraus-

geber (Thierfährten Cucurrito Krätzmilben) ...... 395

ARCHIV

FÜR

NATURGESCHICHTE.

IN VERBINDUNG MIT MEHREREN GELEHRTEN HERAUSGEGEBEN

voN

Da. AREND. FRIEDR. AUG. WIEGMANN,

AUSSERORD. PROFESSOR AN DER FRIEDRICH- WILHELMS UNIVERSITÄT ZU BERLIN. br

PROSPECTUS.

Ih dem zu Anfang Novembers vorigen Jahres durch Mül- ler’s Archiv verbreiteten Prospectus sprach der Herausgeber bereits die Ueberzeugung aus, dafs eine regelmäfsig erschei- nende Zeitschrift, welche das Gesammtgebiet der Naturge- schichte umfalst, für unser Vaterland ein großses Bedürfnis sei. Indessen konnte er damals nicht hoffen, dafs ein solches Unternehmen eine so beifällige Aufnahme finden +würde, wie sie dem seinigen gleich im ersten Beginne zu Theil gewor- den ist. Nicht nur haben ihn mehrere der gefeiertesten hiesi- en Naturforscher, denen der Herausgeber hiemit gleich an- ng seinen wärmsien Dank abzustatten nicht unterlassen kann, auf das Wohlwollenste unterstützt, und sein mühsames Geschäft durch Mittheilungen aller Art erleichtert, sondern auch manche ausgezeichnete Naturforscher des In- und Aus- landes haben ihm mit der dankenswerthesten Bereitwilligkeit ihre gütige Mitwirkung auf jede Weise zugesichert. Bereits ist eine grolse Anzahl von Aufsätzen theils eingegangen, theils als nächstens eingehend versprochen, so dafs der Herausgeber schon jetzt die feste Hoffnung aussprechen darf, daß diese deutsche Zeitschrift hinter den Journalen des Auslandes, die sie sielı zum Muster nahm, in keiner Hinsicht zurückbleiben wird. Sie wird nicht nur dazu dienen, um Originalaufsätze aus dem

Gesammtgebiete der Naturgeschichte möglichst bald bekannt zu machen, sondern sie wird auch vorzüglieh darauf hinar- beiten, ihre Leser auf dem jedesmaligen Standpunkte der Wis- senschaft zu erhalten. Was den ersten Punkt anbelangt, so fehlt es namentlich der Zoologie in unserem Vaterlande gänz- lich an einem solchen Organe. Daher ist unsere Zeitschrift dieser Wissenschaft nach ‚ihrem ganzen Umfange gewidmet. Aufsätze aus der beschreibenden Zoologie, Beschreibungen neuer Gattungen und Arten, Berichte über die Seelenfähig- keiten, die Lebensweise und geographische Verbreitung be- reits bekannter Thierarten, selbst zootomische Mittheilungen, sofern diese die systematische Stellung eines Thieres oder ei- ner ganzen Gruppe berichtigen oder befestigen, werden hier eine passende Stelle finden. Minder bedarf die Botanik einer neuen Zeitschrift, da sie bereits in zwei gelesenen Blättern, der Linnea und Flora, ihre Organe besitzt. Beide sind in- dessen mehr der beschreibenden Botanik als der Pflanzen- physiologie und Phytotomie bestimmt. Letztere Zweige aber sind es hauptsächlich, welche dem Naturforscher, selbst wenn er auch weniger Botaniker vom Fache ist, zu seiner allge- meinen Bildung wünschenswerth, ja unerläfslich erscheinen müssen. Ihnen sind demnach unsere ‘Blätter vorzüglich 'ge- widmet, so wie Alles, was auf genaue Charakteristik der’ Familien, ihre geographische Verbreitung, auf in technischer oder medicinischer Hinsicht‘ wichtige Pflanzen und sonstige, mehr allgemein interessante Gegenstände Bezug hat, hier ganz an seinem Orte sein würde. Auch dürften gründliche Mono- graphien einzelner Familien oder Genera unserem Zwecke nicht fremd sein. Im innigsten Zusammenhange steht ferner die Geognosie durch die Reste vorweltlicher Organismen mit den genannten Wissenschaften, so dafs wir sie aus dieser Rücksicht kaum von dem Forum unserer Zeitschrift ausschlie- Ssen dürfen. & |

Die zweite Aufgabe, welche die Redaction dieser Zeit- schrift nach Kräften zu lösen beabsichtigt, die nämlich, dafs sie ihre Leser, so weit es irgend ausführbar ist, auf dem je- desmaligen Standpunkte der Wissenschaft erhalte, wird dureh die Ausdehnung der einzelnen Zweige immer schwieriger. Daß jeder Naturforscher in allen Fächern gleich gut bewan- dert sei, ist bei deren bedeutendem Umfange nicht mehr möglich; es sieht sich daher ein Jeder genöthigt, seine ganze

Thätigkeit vorzugsweise nur einem Zweige zuzuwenden. An- dererseits aber stehen die einzelnen Theile der Naturgeschichte wiederum, in zu innigem Zusammenhange, als dafs nicht ein jeder Naturforscher, dem es um eine allgemeine Bildung zu thun ist, das Bedürfnils fühlen sollte, von den Fortschritten der anderen, von ihm weniger betriebenen Zweige, wenig- stens der Hauptsache nach, Kenntnilfs zu nehmen. Diesem Bedürfnisse nun glaubt‘die Redaction am besten dadurch be- gegnen zu können, dafs sie nicht nur die wichtigsten Arbei- ten des Auslandes in kurzen, aber möglichst erschöpfenden Auszügen zur Kenntnils der:Leser bringt,' sondern hoflt dies noch mehr dadurch zu erreichen, dals sie in einem den er- sten Heften des Journals einzuverleibenden Jahresberichte über die Fortschritte Nachricht giebt, welche die einzelnen Zweige der Naturgeschichte im Laufe des verflossenen Jahres gemacht haben. Die Ausarbeitung des Jahresberichtes über die Fort- schritte der Zoologie hat der Unterzeichnete übernommen; erfreut sich aber dabei für die Entomologie der gütigen Mit- wirkung des Herrn Dr. Burmeister. Der Bearbeitung des Jahresberichtes über die Fortschritte der Botanik, mit beson- derer Berücksichtigung der Leistungen in Physiologie, Phy- totomie und geographischer Verbreitung der Pflanzen hat Herr Professor Meyen sich gütigst, unterzogen. Ueber die wich- tigsten Erscheinungen im Felde der Geognosie, so weit die- selben für unsere Leser Interesse haben können, hat Herr Professor F. Hoffmann eine gedrängte Uebersicht zu geben versprochen, so wie uns derselbe auch seinen Rath und Bei- stand in allen die Geognosie betreffenden Artikeln zugesichert hat. Der Jahresbericht‘wird seinem Wesen nach vorzüglich referirend sein. Wenn jedoch die Referenten hiebei ihr sub- jeetives Urtheil nieht gänzlich zurückhalten können, ja es dem Leser sogar wünschenswerth erscheinen muls, wenn hie und da, wo es nöthig ist, zugleich Berichtigungen gegeben werden, so dürfen sie wohl die Ueberzeugung hegen, dafs ihnen dies nicht als Anmafsung gedeutet werde. Vielmehr wird der Leser die meist immer in Noten beigefügten Bemer- kungen der Berichterstatter als das, was sie sind, als deren subjective Ansicht betrachten, deren weitere Prüfung ihm selbst überlassen bleibt. Jede Berichtigung solcher abweichen- den Ansichten der Referenten wird stets mit Dank in diesen Blättern aufgenommen werden. Ausführliche Kritiken neu er-

schienener ‚Werke liegen aulser dem Plane. dieser. Zeitschrift; doch behält sich die Redaetion vor, ihre Leser noch im Laufe des Jahres auf wichtige literarische Erscheinungen durch kurze ‚Anzeigen aufmerksam. zu. machen.

Da wegen ‚der. durch Veränderung des Verlages veran- lalsten Verzögerung, ‚das. erste, Heft nicht im Laufe des Ja- nuars‘ erscheinen konnte, so, wird auch künftig das erste Heft im Februar erscheinen ,. und. die! übrigen werden im Anfange der: Monate; April, Juni, August, October und December folgen. 3 „ARE

Berlin, den 16. Febr.‘ 1835:

Wiegmann.

Von obiger Zeitschrift, deren Verlag die unterzeichnete Buchhandlung übernommen, erscheint regelmäßig alle 2 Mo- nate ein Heft von 8 Bogen Text, in gr.8., auf gutem wei- fsen Druckpapier mit 1 oder 2 Kupfertafeln. Auf eine ge- lungene Ausführung der letzteren wird die größste Sorgfalt verwendet werden,

Der Preis eines vollständigen Jahrganges von 6 Heften, welche nicht getrennt werden, beträgt 6 'Rthl. Pr. Cour.

Alle Buchhandlungen des In- und Auslandes nehmen Be- stellungen darauf an, und werden das so eben erschienene erste Heft gern zur Ansicht liefern.

Berlin, am 17. Febr. 1835.

Nicolai’sche Buchhandlung. 8 Brüderstralse No. 13.

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Inhalt des ersten Heftes: 1) Bericht über die Fortschritte der Zoologie im Jahre 1834 (Zoophyten), vom Herausgeber. 2) Helmin- thologische Beiträge von Dr. C. T. v. Siebold. 3) Eschscholtz, An- chinia Savigniana, 4) Poeppig, Psittacus cyanolyseos. 5) Ueber Lutra maculicollis, ‚aus dem Kafferlande, vom Geh, Medicinalrath und Professor Dr. Lichtenstein. 6) Beschreibung der vom Herrn A. von Humboldt nach Europa gebrachten und dem Nationalmuseum zu Pa- ris geschenkten Amerikanerschädel, von J. F. Meckel. 7) Blume, Ei- nige Bemerkungen über den Culilawan-Baum. des Rumphius. 8) Sick- ler, Thierfährten im bunten Sandsteine. 9) Meyen, Elsbare Tange.

Bericht über die Fortschritte der Zoologie im Jahre 1834 vom

Herausgeber.

Bi der Schwierigkeit des Verkehres mit den verschiedenen Staaten des Auslandes wird es schwer, ja fast: unmöglich, gleich beim Beginne des neuen Jahres über die Leistungen des eben verflossenen Bericht zu erstatten, da fast ein Drit- theil seiner Productionen sich dann noch nicht in den Händen des Berichtenden befindet. Um’ diesem Mangel einigermafsen zu begegnen, und die Auslassung solcher Spätlinge möglichst zu vermeiden, erschien es zweckmälsig, dem ersten Hefte unseres Archives nur ein Stück des Jahresberichtes, mehr als eine Probe der Behandlung, einzuverleiben, und ‚das Uebrige dem folgenden Hefte aufzusparen.

Der uns eng gesteckte Raum, auf welchen eine Masse von Erfahrungen gerechten Anspruch machen, ‚erheischt, dafs wir uns beim Beginne unseres Unternehmens aller ins Weite führenden Reflexionen enthalten, wie deren vielleicht manche unserer Leser, etwa über den Standpunkt der Wissenschaft in unserer Zeit, über ihr Verhältnifs zur philosophischen Na- turbetrachtung und was dergleichen Tummelplätze geistrei- chen Gedankenspieles mehr sind, von einem tüchtigeren Be- richterstatter erwarten dürften. Der Standpunkt der Zoologie scheint uns hinsichtlich der in ihr herrschenden Richtung ziemlich derselbe zu sein, auf den sie der Coryphäe der

I. Jahrg. 1

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neuesten Periode, G. Cuvier, das Bedürfnifs seiner Zeit völ- lig erkennend, versetzie. Indem die heutige Zoologie die zahllosen Formen des Thierreiches nach ihrer gesammten Or- ganisation und der Totalität ihrer Lebenserscheinungen bis ins kleinste Detail zu erforschen bemüht ist, strebt sie, weit entfernt, unter der Masse des Besonderen zu erliegen, viel- mehr mit allem Eifer danach, aus derselben allgemeine Ge- sichtspunkte für die Naturbetrachtung zu gewinnen. Dies und die Uebereinstimmung mit der Natur, nicht blos das leichtere Auffinden der Arten, ist auch der Hauptanspruch, den sie an die Systematik macht. Sie erwartet daher Nichts von einer mit Analogieen tändelnden Reflexion, deren leerer Schemalismus an ihr fast spurlos vorübergegangen ist, son- dern Alles von einem rein empirischen Wege, von einer möglichst sorgfältigen Erforschung des Besonderen. Ueber- zeugt, dafs nur in dessen genauester Kenntniß, in sicherer Bestimmung der Arten und Gatlungen sie ihre feste Basis habe, blickt sie weder mit vornehmer Geringschätzung auf das Treiben der nächst vergangenen Periode, welche sich, ohne nach allgemeinen Gesichtspunkten zu streben, ganz im Unterscheiden und Betrachten des Besonderen verlor, noch verachtet sie die in jener ganz zeitgemälse künstliche Syste- matik, noch schätzt sie die trefllichen Beobachtungen eines Rösel, v. Gleichen und Anderer deshalb gering, weil sie ihnen nur eine Augen- und Gemüthsergötzung, eine fromme Erbauung an den Werken des Schöpfers waren. Sie erkennt vielmehr in diesen Leistungen treflliche Vorarbeiten für ihren eigenen Glanz. Die Bemühungen hatten beide Perioden ge- mein, aber der Zweck ist beiden ein anderer. Schon Glei- chen fütterte, wie Ehrenberg, die Infusionsthiere mit farbi- gen Nahrungsstoflen, aber jener that das mehr zu seiner eige- nen Belustigung, was von diesem als ein treffliches Hülfsmit- tel angewandt wurde, um die innere Organisation und das eigentliche Wesen dieser Thierklasse aufzuhellen. Indem so in der Erforschung des Einzelnen die Auffndung allgemeiner Gesichtspunkte und Gesetze der Hauptzweck ist, wird auch die Zeit nicht gar fern sein, wo die denkend-empirische

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Forschung und die philosophische Naturbetrachtung nicht mehr feindlich schroff einander gegenüberstehen, sondern sich ver- söhnt die Hände reichen, überzeugt, dals nur ein gegenseiti- ges Vorurtheil sie früher einander entfremdete. Manches Hirn- gespinnst hat freilich den Namen der Naturphilosophie sich angemafst, und die Phantasie sonst. geistreicher Männer ist oft über die Ergebnisse der Erfahrung hinausgegangen, aber damit ist noch nicht die Möglichkeit und Zulässigkeit einer philosophischen Betrachtung aufgehoben. Die wahre Natur- philosophie, die nur nach der Einheit des subjectiven Gedan- kens mit dem Objectiven sirebt, wird nicht, wie man zu sagen pflegt, so ins Blaue hinein speculiren, und sich, alle Erfahrung verschmähend, ein non ens von Natur schaflen, sie wird vielmehr mit der Erfahrung, der sie ihre ganze Ausbil- dung verdankt, Hand in Hand gehen, und keinen Schritt ihr voraus thun; sie wird den Stoff, welchen die Erfahrungswis- senschaften ihr denkend entgegen arbeiten, zum: Gegensiande ihrer Reflexion machen, indem sie, was durch die Erfahrung gegeben ist, a priori zu dedueiren, d. h. aus dem Allgemei- nen das Besondere herzuleiten und in seiner Nothwendigkeit darzustellen versucht. Wenn sie hiebei sich streng an die Erfahrung hält, wird die empirische Zoologie ihr dies auch für sie selbst ersprießsliche Bestreben gern gestatten, da sie die Natur in der Entwickelungsgeschichte des Individuums auf dieselbe Weise, vom Allgemeinen zum Besonderen fort- schreitend, operiren sieht, und ein mit Recht entschiedener Gegner aller leeren Speculation passend bemerkt, dafs alle richtig erkannten Realitäten sich « priori construiren las- sen !). Aber nur Derjenige wage sich an die philosophische Betrachtung, dem über die Richtigkeit der Thatsachen ein Urtheil zusteht, der bei umfassender Kenntnifs und Nüchtern- heit auch die gehörige Tiefe besitzt. Die Erfahrungslosigkeit oder die wuchernde Phantasie ihrer Bearbeiter hat die Na- turphilosophie mit Recht in Miscredit gebracht, während doch

1) Ehrenberg, Corallenthiere des rothen Meeres. S, 28.

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andererseits in dem Fortschreiten unserer Wissenschaft ihr anregender Einflußs nieht zu verkennen ist.

Doch wenden wir uns zu den literarischen Erscheinun- gen des verflossenen Jahres. Fast in allen Ländern unseres Welttheiles treffen wir Regsamkeit im Fortschreiten, obwohl verschieden nach Mafsgabe der Hülfsmittel. Grofsbritan- nien, vor allen Ländern Europens durch seinen Weltverkehr begünstigt, hat für das Studium unserer Wissenschaft in der Londoner Zoological Society den einflußsreiehsten Centralpunkt gewonnen. Die Hülfsmittel !) dieses in seiner Art einzigen Institutes in Menagerien und Sammlungen, zum Theil durch Schenkungen Reisender oder reicher Privaten erworben, setzen in Erstaunen. Kein Wunder, dafs sich dort auch die größte‘ Regsamkeit in unserer Wissenschaft zeigt. Nach der Menge beitragender Mitglieder der zoologischen Gesellschaft, nach dem zahlreichen, wenn auch etwas verminderten Besuche des Publikums in deren Gärten und Sammlungen, so wie nach dem Fortgange mehrerer, für ein größseres Publikum bestimm-

1) Einheimische beitragende Mitglieder (Fellows) zählte dies grofs- artige Institut nach dem letzten Berichte des Ausschusses (April 1834.)" 2,546, ohne die auswärtigen und Ehren-Mitglieder und ohne die (95) in den fernsten Gegenden der Erde verbreiteten Correspondenteu, Die Menagerien ihrer Gärten enthielten nie unter 140 Arten oder ausge- zeichnete Varietäten von Säugethieren und gegen 200 Arten von Vögeln. Die Zahl der Individuen war bei Abstattung des Berichtes 1002. Die Anzahl der Besucher aus dem Publikum in den Gärten und Sammlun- gen belief sich im Jahre 1833 auf 211,343, und trug die Summe von 7,954 L. ein, welche nebst den Beiträgen der Mitglieder (5,645 L.) die Kosten der Erhaltung bestreiten. Ueber die Verhandlungen der mo- natlich zweimal stattfindenden Versammlungen berichten die Proceedings of the Zoological Society of London, deen jährlich ein dünner Octavband erscheint (bis jetzt sind seit 1832 drei erschienen). Gröfsere Abhandlungen theilen die Transactions of the Zoological Society mit. (Bis jetzt erst ein Band in 4to in 2 Abtheilungen mit ausgezeichnet schönen Kupfern.) Ueber den Zustand des Institutes giebt der Aus- schufs jährlich in der Generalversammlung Rechenschaft. (Reports of the Council and Auditors of the Zoologieal Society of London, read at the annual general meeting. April 29. 1834. London 1834. 8.)

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ten Werke !) zu urtheilen, mußs die Zoologie in jenem In- selreiche -lebhaftere Theilnahme finden, als anderwärts. Auch die Zahl der in neueren Zeiten erschienenen, meist ornitho- logischen Prachtwerke sprieht dafür. Dennoch sind die Lei- stungen Britanniens im Felde der Zoologie noch nicht so überwiegend, wie es jener Reichthum der Mittel erwarten liefse. Noch können die Staaten des Continents sich dreist mit ihm in. die Schranken wagen. Auch in diesen’ treten uns erfreuliche. Erscheinungen entgegen. In Frankreich fährt man fort, das zoologische Material, welches die ver- schiedenen wissenschaftlichen Expeditionen lieferten, bekannt zu machen ?), und bereitet das wichtige Werk über d’Or- bigny’s Reise im Süden Amerika’s vor. In Holland hat die Herausgabe der zoologischen Reichthümer, welche v. Sie- bold in Japan sammelte, begonnen ?). In Rufsland hat

1) Als Beispiel möge nur W. Jardine’s zierliches Werk (the naturalist’s Library. Edinburgh 1833. 8.) mit hübschen colorirten Stahlsuchen von Lizars genannt werden. Von den drei im Jahre 1833 erschienenen Bändchen umfassen die beiden ersten der Ornitholo- gie die Colibris (Humming- Birds), der erste.der Mammalia die Af- fen (Monkeys). Die im Laufe des verflossenen Jahres erschienenen werden am gehörigen Orte genannt werden. Jedem der Bändchen ist das Bildnifs und die Lebensbeschreibung eines Bennıcn Naturforschers beigefügt. Der Text ist leicht gehalten:

2) Lesson, Illustrations de Zoologie. in 8. Paris bei Ar- thur Bertrand, seit 1831 heftweise. Jedes ‘Heft enthält 3 Kupfer- platten mit erläuterndem Text. Voyage aux Indes Orienta- les par le Nord de l’Europe, les provinces du Caucase, la Georgie, V’Armenie, la Perse etc. par Charles Belanger. Zoologie par MM. Belanger, J. Geoffroy Saint-Hilaire, Lesson, Va- lenciennes, Deshayes et Guerin. Paris 1834. 8. Mit einem Atlas in 4,

3) Fauna Iaponica sive descriptio animalium, quae in iti- nere per Iaponiam suscepto, annis 1823— 30, collegit, notis observa- tionibus et adumbrationibus illustravit de Siebold. Coniunctis stud. @. J. Temmink et H. Schlegel pro vertebratis atque W. de Haen pro invertehratis elahorata. , Regis auspieüs.edita., Lugduni

Batavorum 4, seit 1833. Das Ganze wird ungefähr 25 Lieferungen ausmachen.

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die Akademie der Wissenschaften zu St. Petersburg endlich die durch so mannigfaltige Hindernisse zurückgehaltene Ver- breitung von Pallas inhaltsreicher Zoographia Rosso- Asia- tica bewerkstelligt, und zwei Hefte der dazu gehörigen Ab- bildungen erscheinen lassen ’). In Schweden setzt Nils- son die illuminirten Abbildungen scandinavischer Thiere ?) fort, von welchen das l15te Heft (das 5te des 2ten Bandes) unter der Presse ist. Eine zweite Auflage seiner Scandina- visk Fauna haben wir. baldigst zu erwarten. Die Erläute- rung von Italiens Fauna mit trefllichen Abbildungen .setzt €. L. Bonaparte, Prinz von Musignano, fort °).

Unser Deutschland ist in keiner Beziehung gegen die Nachbarstaaten zurückgeblieben. Gediegenheit, umsichtige Systematik und sorgfältige Berücksichtigung der Erscheinun- gen des Auslandes bilden auch diesmal den hervorstechenden Charakter der meisten seiner zahlreichen Productionen. Auch seine Bilderwerke können sich dreist mit denen des Auslan- des messen. Oltwohl sie weniger durch Eleganz dem Auge schmeicheln, als die seiner transrhenanen Nachbarn, streben sie dafür um so mehr nach der Hauptsache, nach naturhisto- rischer Treue in der sorgfältigsten Darstellung der Einzelhei- ten. Aufser Ehrenberg’s rühmlichst bekannten Symbolae physicae, von denen im verflossenen Jahre eine Dekade (In- secten) erschien, haben wir, als über das Gesammtgebiet un- serer Wissenschaft sich ausbreitend, nur Meyen’s reichhal- tigen Reisebericht *) zu nennen. Einen brauchbaren zoolo-

1) Zoographia Rosso Asiatica etc. III. Vol. in 4. Petropoli 1811. edit. 1831. und. Jcones ad Zoographiam Rosso - Asiaticam. Fase. I. et II. fol. min. Beides in Commission bei Vofs in Leipzig.

2) Illuminerade Fizurer till Skandinavisk Fauna med Be- skrifningar utgifna af S. Nilsson. Stockholm und Lund, seit 1830. in gr. 8.

3) Iconografia della Fauna Italica. Rom, seit 1832. Bis jetzt 8 Hefie,

4) Reise um die Erde u. s. w. von Dr. F. J. F. Meyen. Dritter Theil. Zoologischer Bericht. Herausgegeben - von der kais. Leopoldinisch-Carolinischen Akad. der Naturforscher und aus deren Ak-

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‚gischen Atlas in Stahlstichen hat H. G. Reichenbach zu geben begonnen !). Allgemein bekannt sind die beiden, be- reits früher begonnenen, gemeinnützigen Unternehmungen Oken’s und der Heidelberger Naturforscher, deren Zweck Verbreitung naturhistorischer Kenntnisse im größeren Publi- kum ist ?2); ein drittes Unternehmen der Art von H. Gräfe hat sich ihnen neuerlich angeschlossen ?). Als zweckmälsi- ges Lehrbuch verdient der von Goldfufs neu edirte Grund- rifs alle Beachtung *). Die vergleichende Anatomie, diese eherne Stütze unserer Wissenschaft, bietet uns in zwei über- sichtlichen Handbüchern von Carus °) und R. Wagner) schätzbare Hülfsmittel; das erstere, eine‘ neue Ausgabe der früheren Zootomie, zeichnet sich durch geistreiche Auffassung

ten besonders abgedruckt. Mit 61 meist colorirten Kupfer- und Stein- tafeln,. Breslau und Bonn 1834.

1) Regnum animale iconibus exquisitissimis in tabulas: chaly- baeas incisis illustratum, cum commentario succincto editum. gr. 8. (Lexikon-Format.) Jede Lieferung mit 10 Stahlplatten,

2) Oken, Allgemeine Naturgeschichte. 4. Band. Thier- reich und 5. Bandes 1— 3 Lieferung. Stuttgart, bei Hoffmann. 8. Mit dem 5. Bande hat der fleilsig gearbeitete, specielle Theil begonnen, Ein Heft Abbildungen in klein Folio. In dem zweiten WVerke: Na- turgeschichte der drei Reiche, Zur allgemeinen Belehrung bear- beitet von G. W. Bischoff, J. R. Blum, H, G. Bronn, K. C. v. Leonhard, F. $. Leuckart und F. S. Voigt. Stuttgart, bei Schweizerbart, in 8., übernahm der Letztgenannte die Bearbeitung der Zoologie; bis jetzt 2 Lieferungen.

3) Naturgeschichte nach allen drei Reichen für Schule und Haus. In Verbindung mit J. F. Naumann bearbeitet von H. Gräfe. Eisle- ben bei Reichard. 1834. in 8.

4) A. Goldfuls, Grundrils der Zoologie. Zweite vermehrte und verbesserte Auflage, Nürnberg 1834. 8.

5) C. G. Carus, Lehrbuch der vergleichenden Zootomie, mit stä- ter Hinsicht auf Physiologie ausgearbeitet. Leipzig, bei E. Fleischer. 1834. 2 Bände in 8. Dazu ein Heft mit 20 schr schönen Kupfer- tafeln in 4.

6) R. Wagner, Lehrbuch der vergleichenden Anatomie. Erste Abiheilung. Leipzig, bei L. Vofs. 1834. 8. Ein Atlas mit erläuternden Lithographien wird nach Vollendung des Werkes folgen.

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seines Gegenstandes, das letztere durch die sorgfältigste Be- nutzung des vorhandenen Materials aus.

Wenden wir uns nun nach dieser gedrängten Uebersicht zu den Resultaten der verschiedenen Arbeiten in den einzel- nen Fächern. In den oberen Thierklassen beschränken sich diese fast einzig auf: Aufstellung neuer Gattungen und Arten; in den unteren dagegen werden uns durch einige dieser Ar- beiten, namentlich durch die Arbeiten Ehrenberg’s, die wichtigsten Aufschlüsse über die Organisation und Lebens- erscheinungen dieser Klassen gegeben. Die Entdeckungen die- ses ausgezeichneten Forschers erschüttern die Ansicht, welche man bisher von.der großsen Einfachheit der Organisation man- cher dieser Thiere hegte, namentlich die Ansicht, als sei die Ausführung der Körperfunctionen, welche wir im übrigen Thierreiche.an gewisse Organe geknüpft sehen, hier in. einer gleichartigen, noch ununterschiedenen Körpermasse vereinigt; sie machen uns vorsichtig, die Existenz von Muskelfasern und Nerven voreilig da zu läugnen, wo sie dem Messer oder der allerdings sehr erhöhten Schärfe unserer optischen Instru- mente bisher sich entzogen. Man denke nur an die Zartheit der erst nach Erhärtung im Weingeiste schärfer begränzten Nerven bei den Acephalen, und man wird: diesen Skepticis- mus begründet finden.

Bei dem bedeutenden Einflusse, welchen jene Untersu- chungen auf die Physiologie und die richtige Erkenntnils des Wesens dieser Thierklassen ausüben, scheint es zweckmäßig, mit den unteren Klassen unsere Betrachtung zu eröffnen.

1. .Zoophyten.

Wir beginnen nach der gewöhnlichen Weise mit den Infusionsthieren, ohne jedoch deshalb ihnen die unter- ste Stufe im Systeme des Thierreiches anzuweisen, in wel- chem nicht die sehr relative Gröfse oder Kleinheit den Aus- schlag giebt ’). Bekannt sind Ehrenberg’s frühere Ent-

1) Das muntere Umhertummeln der polygastrischen Infusionsthiere, die Sicherheit, mit welcher sie ihre Ortsbewegung ausführen, was wie-

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deckungen, welche in diesen zeither für structurlose, thie- risch belebte Schleimkugeln erklärten Thierchen eine viel hö- here Organisation nachwiesen, als ihre bedeutende Kleinheit früher erwarten ließs, eine Organisation, welche, einem zwie- fachen Typus folgend, den Entdecker nöthigte, sie in zwei Klassen, in die der Magenthierchen (Polygastrica) und Räderthierchen (Rotatoria), zu trennen. Die dritte Ab- handlung Ehrenberg’s ') 'hat jene. früheren Entdeckungen bedeutend erweitert. Sie dehnt sich über 'beide Klassen, über Magen- und Räderthierchen, aus.

1) Die der Magenthierchen (so genannt von den bla- senförmigen Blindsäcken, welche, nach E., bald einem schlauch- förmigen Darme in grofser Menge anhängen, bald mit dem Munde in unmittelbarem Zusammenhange zu stehen scheinen) ist am meisten bereichert worden. Die Beobachtung der äu- Sseren Körpertheile ist zu bewunderungswürdiger Schärfe ge- diehen. Bald finden wir die Wimperreihen der Oberfläche, bald die als Bewegungsorgane dienenden Borsten und Haken gezählt, bald die Gestalt des Mundes beschrieben u. dergl. Nicht immer ist der Mund mit Wimpern umgeben, sondern oft wird der an dieser. Oeffnung im Wasser bemerkbare Stru- del durch die schnelle, peitschenähnliche Bewegung eines fa-

derum weiter eine schon ziemlich feine Wahrnehmung der Aufsenwelt voraussetzt, möchte, sofern in Empfindung und willkührlicher Bewegung das eigentliche VVesen des Thieres beruht, und dies daher vorzugsweise seine graduelle Stellung im Thierreiche, besiimmen muls, wohl dafür sprechen, dafs sie trotz ihrer durchgehends. mikroskopischen Kleinheit eine relativ höhere Stufe im Thierreiche einnehmen, als die fast simmt- lich aller Ortsbewegung beraubten Polypen, mögen auch immer einige derselben eine bedeutende Gröfse erreichen. WVas die Stellung der Räderthiere betrifft, so dürfte deren Verwandtschaft mit den Entomo- straceen und VVürmern, überhaupt ihre mannigfache Annäherung an den Typus der Gliederthiere, sie vielleicht später dieser Gruppe einverleiben, wodurch dann ihr Verhältnifs zu den Magenthierchen das der Analogie werden würde. Die Form ihres Nervensystemes würde dann in dem der Phalangien seine nächste Beziehung finden.

I) Organisation in der Richtung des kleinsten Raumes.

Berlin 1834. kl. Fol.

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denförmigen Rüssels hervorgebracht, so in den Familien der Aenderlinge bei Astasia pusilla, Euglene viridis, unter den Kranzthierchen bei Peridinium, Chaetoglena, unter den Pan- zermonaden bei Prorocentrum, Trachelomonas, unter den Kugelthieren bei Synerypta, Uroglena, Gonium, Volvox. Die bereits früher von E. an Loxodes Cucullulus gemachte Ent- deckung eines fischreusenförmigen Zahnapparates ist von ihm weiter verfolgt worden, hat sich aber bei sorgfältiger Revi- sion vieler Arten nur an den genannten und fünf neu ent- deckten Arten gefunden, so dals diese Bewehrung des Mun- des in der Klasse der Polygastrica keinesweges allgemein, sondern nur einzelnen Gattungen eigenthümlich ist, weshalb denn auch Loxodes cucullulus als besondere Gattung, Chilo- don, von den andern zahnlosen Arten abgetrennt wird. Die Zähne dieser Infusorien, der Zahl nach 10—30, sind lang, haarförmig, und bilden in ihrer Zusammenfügung im Eingange des Mundes einen Cylinder oder hohlen Kegel, der sich, wenn größsere Körper verschluckt werden, vorn ansehnlich erwei- tert, während er sich ‚hinten verengt; dann aber beim Fort- rücken der Speisen sich hinten in dem Mafse erweitert, als er sich vorn, wahrscheinlich um das Rücktreten der Nahrung zu verhindern, mit Convergenz der Zahnspitzen fast schliefst. Bei den Individuen dieser Arten, welche sich durch Queerthei- lung fortpflanzen wollen, bildet sich im abgeschnürten Hin- iertheile, bevor er sich vom Vordertheile lostrennt, ein eige- ner Zahnapparat. Bei einigen Infusorien wurde im Inneren ein schön violetter (Nassula) oder röthlicher (Bursaria) Saft beobachtet, welcher sich in den Darm ergiefst und die Ex- cremente färbt. Er scheint von fast öliger Natur zu sein, und eine deutlich zersetzende Kraft auf die Nahrungsmittel auszuüben. Nur bei Nassula elegans liels sich ein dieses Se- eret wahrscheinlich bereitendes Organ vorn im Körper, nahe der Rückenseite, wahrnehmen, welches aus vielen kleinen, fast gleich großsen Kügelchen besteht. Ein perlschnurförmi- ger Kanal, in welchem die violette Masse weiter nach hin- ten rückt, schien damit in Verbindung zu stehen, und erst im hinteren Drittheile des Körpers in den Darm einzumün-

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den. Jener hochgefärbte Darmsaft möchte der Galle am mei- sten vergleichbar sein. Bei Amphileptus margaritifer erschien ein analoger perlschnurförmiger Kanal, aber mit farblosem Darmsafte erfüllt. Die feinkörnige Masse, welche E. schon früher als Eierstock ansah, ist genauer erkannt und die ein- zelnen Körner (Eier) sind selbst bei einigen mikrometrisch gemessen worden; bei den Bursarien haben sie etwa „I; Li- nien. Diese Eiermasse erfüllt die ganze Körperhöhle, den ganzen Raum zwischen den Magenblasen. Bald grün (Amphi- leptus viridis, Burs. viridis), bald braun (Ophryoglene acu- minata), bald roth (Leucophrys sanguinea) oder schwarz (Ophr. atra), bedingt sie hauptsächlich die Färbung des Thie- res. Zuweilen ist sie nur in geringer Menge vorhanden, zu- weilen fehlt sie ganz, so dafs dann die Individuen farblos sind. Für einen Hoden glaubt E. ein anscheinend drüsiges Organ ansprechen zu müssen, welches er bei' mehreren Infu- sorien mitten im Leibe deutlich erkannte. Endlich verdie- nen die von E. entdeckten contraetilen Organe die gröfste Aufmerksamkeit. Ihre Zahl ist nicht in allen Magenthier- chen dieselbe, sondern scheint zuweilen selbst in den Arten derselben Gattung zu variiren. Einige besitzen zwei solcher Organe, eins in der vorderen, eins in der hinteren Körper- hälfte (so Paramaecium aurelia), andere, z. B. Chilodon (Col- poda) Cucullulus, besitzen 3, nämlich 2 im Vordertheile neben dem Zahneylinder, 1 hinten nahe der Kloake; andere end- lich zeigen nur ein solches Organ, bald vorn, bald mitten, bald hinten im Körper gelegen. Die Arten, welche eins die- ser Organe im Vordertheile des Körpers, eins im Hintertheile besitzen, zeigten sich am häufigsten der spontanen Queerthei- lung unterworfen. Bei solchen, die aufserdem ‚einer Längs- iheilung fähig sind, Paramaecium, sieht man zu der Zeit, wo sie sich der Länge nach einschnüren, # (in jeder Längshälfte zwei) solcher Organe; bei denen endlich, welche nur ein solches Organ besitzen, bildet sich, wenn sie eine Queerthei- lung eingehen, in der abgeschnürten Hälfte, bevor sie sich als neues Thier lostrennt, ein neues contractiles Organ. Bei Paramaecium und Ophryoglena läfst sich die Bildung dessel-

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ben am deutlichsten erkennen. Von der contractilen Blase gingen bis 8 nach ‚allen Körpergegenden strahlenförmig ver- laufende Kanäle aus, welche bei Zusammenziehung der Bla- sen sich an ihrer Basis zwiebelförmig erweiterten und sicht- barer wurden, während die Blase selbst in starker Contraetion fast verschwand; wogegen, wenn diese sich wiederum erwei- terte, jene Kanäle enger und unsichtbar wurden. E. hat sich über die Deutung dieses Organes noch nieht ganz fest ent- schieden; ist aber geneigt, es für ein Analogon der von ihm am Geschlechtssysteme der Räderthiere entdeckten, gleichfalls con- traclilen Blase, ‘also für ein Ejaculationsorgan zu halten, durch welches der in jenem drüsigen Organe bereitete männliche Samen zur Befruchtung der grofsen Eiermasse im Körper ver- breitet würde ?). Nerven haben sich bei den polygastrischen Infusorien ‚noch immer der Beobachtung entzogen. Ein ro- thes Auge ist bei mehreren neu entdeckten Formen, auch bei der gemeinen Monas pulvisculus, entdeckt. Da diese sich nicht, wie die übrigen Monaden, durch äufsere Queer- einschnürung vermehrt, sondern mit dem Alter. eine äufsere häutige, später‘ berstende Hülle erkennen lälst, unter welcher sie sich in 2 bis 4 Theile theilt, überdem mit einem faden- förmigen Rüssel das Wirbeln hervorbringt, trennt sie E. als eigene Gattung Chlamidomonas, und stellt sie zu.der Fami-

1) Dafs diese Organe als Herzen angeschen werden könnten, glaubt der Verfasser wegen der Langsamkeit ihrer Bewegung nicht zulässig. Indessen möchte doch jene Deutungsweise nicht völlig von der Hand zu weisen sein. Dals sie bei bevorstehender Längstheilung bereits in dem andern Körpertheile vorgebildet, und dafs sie dauernd thätig sind, möchte dafür sprechen, dafs man es mit zum Lebensprocesse durchaus nothwendigen Organen zu thun habe, während dagegen Fortpflanzungs- organe, die sonst erst bei völliger Körperausbildung ihre Functionen be- ginnen, weder eine so ‚frühzeitige Ausbildung, noch «eine fortdauernde Thätigkeit nöthig machen möchten. WVenn jenes drüsige Organ ein Hode ist, wäre bei der grolsen Ausdehnung des Eierstockes eine Selbst- befruchtung noch immer möglich. Andererseits möchte aber auch der Umstand, dafs die Zahl dieser Organe weder in der Klasse, noch gar in derselben Gattung dieselbe bleibt, unserer vom Verf. verworfenen Deutung entgegen sein.

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lie der Kugelthiere, Volvocina, deren genauere Erforschung von hoher Wichtigkeit ist. Die hieher gehörigen, bekann- ten Gattungen Gonium und Volvox sind nämlich nicht, wie man früher glaubte, einfache Individuen, sondern vielmehr Thierfamilien, aggregirte Infusorien, den zusammengesetzten Ascidien und Polypen vergleichbar, indem viele, meist mit einem Rüssel, oft auch mit einem rothen Auge begabte Thierchen in einer gemeinsamen Gallerthülle (lacerna, E.) vereinigt sind. Die peitschenförmige Bewegung ihrer faden- förmigen Rüssel, welche den Strudel im Wasser und die Fort- bewegung des gemeinsamen Körpers bewirkt, ‘hat die Ober- fläche des letzteren früher behaart erscheinen lassen. . Bei Volvox bildet die gemeinsame Hülle eine hohle Kugel; die an deren Oberfläche sichtbaren grünen Körner erkannte E. für die einzelnen, durch Fäden netzartig zusammenhängenden Rüsselmonaden, deren jede einen beweglichen Rüssel (früher als Wimper angesehen) und ein rothes Auge besitzt. Die dem Innern der hohlen Kugel ansitzenden grünen Haufen werden durch die an bestimmten Stellen derselben vermehrte Theilungsfähigkeit einzelner der kleinen Thierchen hervorge- bracht. Wenn sich diese grünen Kugeln eben erst entwik- 'kelten, erschienen sie deutlich als 4 oder 2 durch nach in- nen gerichtete spontane Theilung entstandene, sonst den übri- gen Monaden ganz gleiche Körperchen.

Die Beobachtungen von Michaelis über das durch In- fusorien verursachte Leuchten des Meeres hat E. bestätigt, und die von jenem beobachteten Arten systematisch, bestimmt. Es ist unmöglich, die grofse Zahl der neu entdeckten Gat- iungen und Arten, die in diesem ausgezeichneten Werke be- schrieben sind, namhaft zu machen. Viele derselben, der Baeillarienfamilie angehörig, werden von den Botanikern noch dem Pflanzenreiche zugezählt. Obschon wegen ihrer panzer- arligen Hülle die Einsicht in ihre innere Struetur 'schwieri- ger ist, so zeigte sie sich doch bei Navieula, Closterium und anderen derjenigen der polygastrischen Infusorien analog; die farbige Masse im Innern hält E. für den Eierstock, die sicht- baren Blasen für Magensäcke. Die flachen Seiten des, nach

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E’s neuester Ansicht, aus 4 Stücken bestehenden Panzers der Naviculae sind nicht immer durch eine Längsspalte offen, sondern haben zuweilen rundliche Oeflnungen in verschiede- ner Zahl und an verschiedenen Stellen (s. l. c. p. 119.) zum Austritte der fulsartigen Fortsätze. Zahlreiche Beobachtun- gen überzeugten ihn, dafs bei allen Formen der Baeillarien- familie, wo zwei oder mehrere Stäbchen seitlich vereinigt oder gar zu Bändern verbunden sind, diese, wie Nitzsch in seiner ersten Schrift angab, durch wiederholte unvollkom- mene Längstheilung einzelner entstehen. Die Entdeckung von Kützing, dafs der Panzer derselben aus Kieselerde be- steht, hat E. bei Synedra, Navicula, Fragilaria u. a. bestä- tigt, doch kommt diese Eigenschaft nicht den Closterien, Micrasterien, Scenodesmen, Euastren zu, welche E. wegen ihrer Achnlichkeit mit den Bacillarien dem Thierreiche vin- dieiren zu müssen glaubt.

2) Die Klasse der Räderthiere ist in dieser Abhand- lung nicht nur durch Beschreibung vieler neuen Gattungen und Arten bereichert, sondern auch die Kenntnis ihrer in- nern Structur, obwohl schon früher von E. bis zu einem ho- hen Grade der Vollständigkeit ermittelt, hat höchst wichtige Zusätze erhalten. Hauptsächlich das Nervensystem wird aus- führlicher dargestellt. Es besteht aus einer um den Schlund gelagerten Centralmasse von feinkörniger Struetur und aus einem zweisträngigen Rumpftheile mit kleineren Knötchen. Die Centralmasse (Hirn) wurde am deutlichsten bei Notom- mala cenirura und Synchaela pectinata erkannt; bei ersterer erschien sie drei-, bei letzterer fünflappig; das rothe Auge sitzt ihr unmittelbar auf, ähnlich wie dies bei einfachen Au- gen mancher Gliederthiere der Fall ist. Der Rumpftheil zeigte sich in seinem Verlaufe am deutlichsten bei Notomm. clavulata, und bildet hier zwei mitten im Körper nach des- sen Hintertheile verlaufende feine Nervenstränge mit ganglien- artigen Anschwellungen, wäre mithin dem Rumpftheile des Nervensystemes der Trematoden, wie uns dies Bojanus und Laurer’s Untersuchungen bei Amphistoma dargestellt haben, ziemlich ähnlich.

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Ueberraschend ist ferner die Entdeckung vibrirender Or- gane, deren Thätigkeit E. bereits früher wahrnahm, aber für Muskelvibration hielt. Diese kleinen, schwer sichtbaren Or- gane sind gestielt, haben die Gestalt von Notenzeichen, fluetuiren mit ihrem verdickten, faltigen oder blättrigen Ende frei in der Bauchhöhle, und scheinen dem doppelten, schlauch- förmigen Hoden mit ihrem Stiele jederseits angeheftet. In- dessen vermuthet E., dafs, da er sie bei Notommata clavu- Zata nicht an den Samenorganen, sondern an einem freien Gefäßse sitzend fand, ein ähnliches Verhältnifs auch in den übrigen Fällen stattfindet, aber das minder sichtbare Gefäls dem Hoden angeheftet ist. Mit grofser Wahrscheinlichkeit erklärt er diese Organe für innere Kiemen, und setzt damit das abwechselnde Ausdehnen und Zusammenfallen des Lei- bes, als durch innere Aufnahme und Ausstolsen des Wassers hervorgebracht, in Beziehung, so wie er den im Nacken der Räderthiere sichtbaren Sporn (den er früher für ein Wol- lustorgan hielt) als eine Athemröhre (sipho) anzusehen ge- neigt ist.

Unter den abgebildeten Formen sind besonders anzie- hend die Floscularia ornata. (Eichhorn’s Fänger) und Stephanoceros Eichhornii (Eichhorn’s Kronenpolyp), beide gleich den Röhrenwürmern, in einer gallertartigen Hülse mit ihrem Schwanzende festgeheftet. Am ersten übersah Eich- horn die schwer sichtbaren Gallerthülsen, in welchen das Thier seine Eier legt, so wie die langen Borsten an den Zipfeln des sechsspaltigen Räderorgans. Stephanoceros hat, wie Jener schon richtig darstellte, fünf wahre, denen der Polypen ähnliche Fangarme, welche jedoch als verlängerte Zipfel eines fünfspaltigen Räderorganes zu deuten sein möch- ten. Bei beiden augenlosen Thiergattungen zeigen die Jun- gen deutliche rothe Augen, die also, ähnlich wie bei mehıre- ren stationären Schmarotzerthieren, später zu obliteriren schei- nen. Sonderbare, den Räderthieren sonst fremde Bewegungs- organe zeigen Triarthra longiseta und Polyarthra Trigla. Er- stere hat drei sehr lange, stelzenarlige Borsten (zwei vorn, eine hinten), mit denen sie sich im Hüpfen schnellt; letztere

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besitzt ähnliche Organe in zwölf langen Borsten, deren jeder- seits sechs in zwei Gruppen am Vorderende des Körpers zu- sammenstehen (analog den Armborsten der Wasserflöhe ohne die Armglieder), so dafs das Thier dadurch, wie in der Form, so in der hüpfenden Bewegung, eine grolse Aelmnlichkeit mit den Wasserflöhen (Daphnia) zeigt.

Die bereits von Spallanzani gemachte Entdeckung, dafs Räderthiere, nachdem sie jahrelang eingetrocknet waren, wenn man sie befeuchtet, aus ihrem Scheintode erwachen, hat C. A, S. Schultze neuerdings bestätigt gefunden '). Er theilte von einer dunkelgrünen, aus Sand und Couferven be- stehenden Masse, welche er seit 1829 trocken aufbewahırte, sowohl der Versammlung der Naturforscher in Breslau (1833), als auch mehreren hiesigen Naturforschern mit. Bringt man einen kleinen Theil dieser Masse befeuchtet unter das Mi- kroskop, so kann man das allmählige Aufleben und Ausdehnen dieser zusammengezogenen Thierchen, welche Ehrenberg für seine Philodina erythrophthalma und roseola erkannte, bis zum völligen Erwachen und Fortbewegen verfolgen. Eh- renberg, welcher viele Versuche mit wirklich getrockneten Räderthieren erfolglos anstellte, hält diese Wiederbelebung für eine Täuschung, und hat (Isis 1. c.) eine Erklärung die- ses Factums zu geben versucht. Nach ilm wären diese Thiere weder todt, noch erstarrt, sondern hätten, in eine ei- förmige Gestalt zusammengezogen, fortgefahren zu fressen und Eier zu legen, und so wären dann die nach 3 Jahren schein- bar wiederbelebten Thiere gar nicht dieselben, sondern deren Nachkommen. Leichter scheint sich indessen diese Beobachtung unter die Erscheinungen des Zustandes einreihen zu lassen, wel- chen Carus neuerdings mit dem Namen des latenten Lebens be- zeichnet hat ?), eines scheintodten Zustandes, welcher durch allmäliges Aufhören der äulseren Lebensbedingungen, be- sonders durch allmälige Verminderung des Athmungsproces-

ses

1) Bericht über die Versammlung der Naturforscher in Breslau. Isis 1834. S. 71.

2) Müller’s Archiv. I. Heft 6. S. 551.

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ses oder der äufseren Wärme, bei niederen Thieren nicht sel- ten, bei höheren im Winterschlafe herbeigeführt wird. Wurde doch ganz neuerlich eine Kammkiemenschnecke (Cerithium ar- matum) trocken von Mauritius nach England gesandt (Phi- losoph. Magaz. 1834. August). Bei den Rädertlieren schwin- det indessen der Turgor bei mangelnder Feuchtigkeit bis zum Eintrocknen. Inzwischen lassen sich auch hier die Beobach- tungen an eingetrockneten Schnecken vergleichen.

The natural History of Animaleules, containing. descriptions of

all the kiown species of Infusoria. Illustrated by 300 ma- gnified figures on Steel by A. Pritchard. Lond. 1834. 8.

Bevor wir uns zu den Polypen wenden, müssen wir ei- niger räthselhaften Seethiere gedenken, welche von Meyen auf dessen Reise beobachtet wurden !), und der äulseren Form nach zwischen Magenthierchen und Polypen mitten inne zu stehen scheinen. M. glaubt daraus eine eigene Thierklasse bilden zu müssen, die er Thiere ohne Magen, Agastrica, nennt, weil er in ihnen keine Spur von Verdauungsorganen bemerken konnte. Er unterscheidet zwei Familien dersel- ben. Die eine, Palmellaria von ihm genannt und den No- stochinen verglichen, begreift frei schwimmende, mehr oder weniger sphärische, gallertarlige Körper, in deren Innern kleine, gleichmäßsig großse Bläschen enthalten sind, und de- ren Bewegung durch Zusammenziehungen ihrer Oberfläche hervorgebracht wird. Hieher die im atlantischen Ocean

- beobachtete Gattung Physematium und Sphaerozoum; letz- tere, in der chinesischen See gefunden, ist gleichsam ein Aggregat von vielen Physematien, die von einer schlei- mig-gallertarligen, gemeinsamen Masse umhüllt sind, in wel- cher krystallähnliche, doppelt dreizackige Körperchen, wahr- scheinlich von Kieselerde, beobachtet wurden.

Die andere Familie, Polypozoa M., enthält nur die Gat- tung Acrochordium, hinsichtlich der Körpersubstanz und Form den Röhrenpolypen (Oligactinien E.) ähnlich. Aus einer auf

k 1) Beiträge zur Zool. Nov. Act. Acad. Caes. Leop. Vol. XVI. uppl. p. 159. Reise um die Erde, Bd. I. Zool. Bericht. $. 283. I. Jahrg, 2

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Tangstielen rankenden, hornartigen Röhre, die sich seitlich verästelt, treten keulenförmige, auf ihrer Oberfläche mit kur- zen zerstreueten Fühlern besetzte Körper hervor, in deren Innern man eine auf- und niederwallende Säftebewegung be- merkt. Die einzige, abgebildete Art wurde im atlantischen Ocean, in der Gegend der Azoren, gefunden, und soll, da ihr ein Mund fehlt, die Nahrung mittelst der Oberfläche ein- saugen ').

\ 3. Polypen.

Sein bereits früher (1831) in den Symbolis physicis (Ever- tebrata 1. Polypi) im Umrisse gegebenes System der Poly- pen hat Ehrenberg vollständig ausgeführt, und mit physio- logischen Betrachtungen über diese Klasse begleitet 2). Mit Recht hatte schon Rapp getadelt, dafs man in der Systema- tik dieser Thierklasse mehr auf die An- und Abwesenheit eines festen Gerüstes und weiter auf dessen Beschaffenheit, als auf,die Organisation der Polypen Rücksicht genommen habe; er glaubte einige zu den Polypen gestellte Thiere, Flustra, Alcyonella, von dieser Klasse ausschlielsen zu müs- sen, weil sie hinsichtlich der schlauchförmigen Bildung ihres

1) Ohne an der Sorgfalt der Beobachtung zu zweifeln, möchte ich doch die Thiere der ersten Familie vor der Hand für schr grofse, polyga- strische Infusorien halten, deren innere Blasen vielleicht bei Anwendung von Farbestoffen als Magensäcke erschienen wären, welches Hülfsmittel derzeit noch nicht bekannt war. Sphaerozoum könnte dann ein den Volvocinen analoges, zusammengesetztes Thier sein. Die Gattung Acro- chordium scheint dagegen als ein der Gattung Stipula Sars. oder Syn- coryne Ehrb. verwandter Polyp anzusprechen. Auch R. Wagner be- merkte an seiner Hydra (Coryne) aculeata (Isis 1833. S. 255.) am Ende des Kolbens, wo der Mund